Der Schuss von der Kanzel
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Christoph Schmezer

Der Schuss von der Kanzel

Pfarrer Schmezer war ein ausgesprochener Kenner der Heidelberger Altstadt und verbrachte dort oft Abende und Nächte mit oder bei Freunden. Es wurde sogar gesagt, dass man den "flotten" Freigeist in Baden-Baden nicht länger haben wollte und man ihn deshalb in die pfälzische Provinz versetzt hätte.

Allerdings war er auch ein Familienmensch: So erwarb er in Heidelberg eine Zündplättchen-Pistole zur Vertreibung der Vögel in den Weinbergen zur Schenkung an seinen Sohn. Schussbereit - da von einem entsprungenen Sträfling in der Gegend berichtet wurde -  steckte er das Pistölchen in seine Rocktasche, verbrachte die Nacht in Heidelberg - Eine Stunde vor Gottesdienstbeginn in Ziegelhausen wachte er in dort auf. Mit zeitlicher Müh und Not kam der Seelenhirte auf der Kanzel an und predigte mit allem Eifer. Am Ende griff er unbeabsichtigt in die Rocktasche und feuerte einen Schuss ab. "Das Haus ward voll Rauches" - so wird kolportiert, habe er gepredigt. Die Gemeinde jedenfalls war tief beeindruckt. Gemeinde und Pfarrer hielten es 35 Jahre miteinander aus (1840 - 1875).
Übrigens - mehrere Schriftsteller griffen diese Geschichte auf und verarbeiteten sie, Konrad Ferdinand Meyer zu einer Novelle.

[Trad. / Klaus Fanz]

 

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Evangelische Kirche & Pfarrhaus
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