Ernst Hug

Ernst Hug - Alltags- und Feiertagskultur in Ziegelhausen

Ernst Hug war Spross einer katholisch geprägten Familie. Vater Otto war Lokführer bei der Badisch-Großherzoglichen Bahn (später Reichsbahn) und arbeitete und wohnte zeitweise in Eppingen. Dort wurde 1909 Sohn Ernst geboren. In seinen Erinnerungen schildert er die Durchfahrt von Militärzügen im 1. Weltkrieg nach Westen, nach Karlsruhe, Bretten-Bruchsal, aber auch erste Kontakt mit französischen Kriegsgefangenen und Verwundeten.

Die Familie zog dann Ziegelhausen um und nahm Quartier im unteren Abschnitt des „Hammelsbuckel“ bzw „Hirtenaue“. Nach der Schule wählte er die Ausbildung zum Steuerinspektor beim Finanzamt in Mannheim.
Sein gesellschaftliches Umfeld blieb die katholische Kirche sowie „Kolping“, „Jungmännerbund“, „Deutsche Jugend-Kraft“ (DJK), politisch das „Zentrum“ und in den turbulenten Weimarer Zeiten die „Badenwacht“ in Konkurrenz zur SA.

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Ernst Hug

In seinem Buch „Ziegelhäuser Geschichten“ beschreibt er diese umwälzemde Zeit sehr detailliert. Noch 1933 –kurz vor dem angeordneten Amtsantritt des nicht gewählten Nazi - Bürgermeisters Karl Odenwälder- stellte sich Vater Otto als stellvertretender demokratischer Bürgermeister dem Fahnenputsch der Nationalsozialisten entgegen, indem er das Hissen des Hakenkreuzflagge auf dem Rathaus mit großem Mut verbot.

Ernst Hug beschreibt den Beginn der Terrorherrschaft und die Aktionen der „neuen Herren“ sehr genau, aber auch wie sich Sozialdemokraten, Kommunisten und Katholiken punktuell wehrten. 

Trotzdem trat er in die SS ein wurde natürlich NSDAP-Parteimitglied. Dabei war nicht allein: Einige bekannte junge Männer waren darunter, auch spätere Würdenträger in Ziegelhausen. 

Aber im Unterschied zu fast allen Parteimitgliedern, SA- oder SS- Angehörigen konnte er seine SS – Mitgliedschaft nicht mit seinem katholisch-humanistisch geprägten Weltbild vereinbaren.

Er trat 1935 aus der SS aus! – eine sehr seltene Ausnahme und Respekt gebietend.
Dies brachte ihm wahrlich keine Vorteile in seinem Berufsleben, auch nicht im heimatlichen Ziegelhausen und nach dem Krieg erwies sich die zeitweilige SS – Mitgliedschaft als böser Mühlstein. Ernst Hug war nicht kriegsverwendungsfähig und geriet so zuhause vermehrt in Parteipflichten. Er wurde zum stellvertretenden Kassierer und zum Blockwart. Konkrete Benachteiligungen, Taten an Mitbürgern konnten ihm nach Krieg natürlich nicht nachgewiesen werden. Dennoch entging er einer Bestrafung als „Belasteter“ nur knapp, auch weil sehr viele Weggefährten und Zeitgenossen seinen untadeligen Charakter bezeugten.

Vater Otto trat nach Kriegsende auch wieder kommunalpolitisch in Erscheinung. Er war für kurze Zeit von der amerikanischen Militärverwaltung eingesetzter Bürgermeister.

Ernst Hug fand neben seinem Beruf als Steuerberater immer mehr Gefallen daran, Ziegelhäuser Sprache, Sitten und Geschichten zu dokumentieren bis hin zur Archivarbeit des Stadtteilvereins.

Sein Buch „Ernst Hug erzählt Ziegelhäuser Geschichten“ schaut dem „Volk sehr genau aufs Maul“ bis hin zur Beschreibung von Geländespielen, die die Ziegelhäuser Jugend gerne spielten. Geschichten von Ziegelhäuser "Originalen", die mehr als Schmunzeln provozieren. Vom "Kerwekuchebacksamstag" bis zu den "Elwetritsche im Kreuzgrund". Er war auch mit Rektor Paul Schick der erste, der die mutige Tat von Frieda und Mathias Müller aus dem Rainweg im Buch 1980 veröffentlichte. Die Müllers hatten 1945 Juden im Haus versteckt.

Ernst Hug starb am ….

Veröffentlichungen:

Ernst Hug, Ziegelhäuser Liederheft / zsgst. und hg. von Ernst Hug ; Zeichnungen: Birgit Hug. Heidelberg: Selbstverl. Hug, 1979

Ernst Hug, Quellen, Bäche und alte Mühlen, in: Paul Schick et al., Am Wäscherinnenbrunnen. Von Quellen, Bächen, Brunnen, Mühlen und der Wäscherei in Ziegelhausen. 10 Jahre Stadtteilverein Ziegelhausen und Peterstal 1974-1984. Heidelberg 1984, S. 14-18

Ernst Hug, Ziegelhäuser Geschichten. Heidelberg 1980, 1986 [86 A 4798]

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