Reinhard Hoppe

Reinhard Hoppe - Lehrer und Heimatforscher

Winter 1957/1958 – Erste Begegnung mit Reinhard Hoppe.
Der 5-jährige Bub saß dem Schulrektor Hoppe gegenüber. Er war ein „Kann-Kind“, das im Rahmen eines Schulreifetests zu Ostern eingeschult werden könnte. Der künftige ABC-Schütze war begleitet von seiner Mutter, die selbst als Mädchen bei Lehrer Hoppe „ in die Schul‘ gegangen war“, denn ab 1930 war Hoppe Lehrer der Volksschule Ziegelhausen. Insofern brachten Mutter und Sohn eine ordentliche Portion Ehrfurcht in den Testablauf mit: Kleine Rechnungen im Zahlenraum bis 10, Nachsprechen von Sätzen, Wortergänzungen, mit dem Stift gerade Linien und Rundungsbögen zeichnen, Tiere erkennen. So also konnte der kleine Bub ab Ostern 1958 die erste Klasse besuchen, Lehrer Hoppe sah er noch bei Schulleiterauftritten, unterrichtet wurde er von ihm nicht.

Reinhard Hoppe war ein klein gewachsener Mann, geboren am 28.4.1898 in Heidelberg, dem zunächst eine typische Lehrerkarriere in einer Landschule bevorstand, wären nicht 2 Kriege und politische Unordnung in sein Leben gerückt.

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Reinhard Hoppe in späteren Jahren

Nach dem Besuch der Volksschule in Heidelberg (1904-1908) wechselte er in die Oberrealschule (1908-1913). Von 1913 – 1916 ließ er sich im großherzoglichen Seminar in Karlsruhe zum Lehrer ausbilden.

Von 1916 – 1918 war er Soldat im 1. Weltkrieg.
Danach folgten Lehrerstellen in Unterschwarzach, Neckarbischofsheim, Mannheim, Schlierbach und die Heirat mit Gertrud Klingmann.

Ab 1926 wirkte er als Lehrer in Bobstadt im Amt Tauberbischofsheim,  nach vier Jahren zog es ihn wieder in die Nähe Heidelbergs, nach Ziegelhausen, wo er bis 1964 Lehrer blieb, davon ab 1956 als Leiter der Volksschule.

Ab 1933 wurde er Mitglied in verschiedenen NS-Organisationen: NS-Lehrerbund, Volkswohlfahrt, Reichsluftschutzbund, DRK und schließlich in der NSDAP selbst. Den zweiten Weltkrieg verbrachte er fast vollständig als Wehrmachtssoldat an westlichen und östlichen Kriegsschauplätzen und wurde  militärisch ausgezeichnet, verließ Krieg und Wehrmacht als Hauptmann.

Im Mai 1946 wurde er wieder zum Schuldienst zugelassen, gleichwohl er dem obligatorischen Spruchkammerverfahren unterzogen wurde, das u.a. Nazi-Mitglieder in staatlichen Stellungen auf vergangene Taten prüfen sollte. Hoppe wurde als "Mitläufer" eingestuft. Doch schon 1947 war es den Amerikanern zu viel und die Verfahren wurden mit einer Amnestie beendet. Nach dem Tode seiner Frau im Jahr 1953 wurde er 1956 Schulleiter und heiratete Mathilde Hoyer, ebenfalls Lehrerin und Schriftstellerin für ihre Egerländer Heimat.

Aber seine Muse galt der Heimatforschung, also nachzuforschen, aufzuschreiben und zu veröffentlichen, wie sich insbesondere Ziegelhausen historisch entwickelt hat: Flurnamen, Straßen, Orts- und Klostergeschichte, Sagen, Vereine, Wirtschaftsentwicklung, Kirchen, …

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Hoppe - Lehrer etwa um 1950

Dies tat er zweimal grundlegend: Einmal 1940 mit dem Dorfbuch. Dies zu erstellen war für alle Dörfer und Städte von der badischen Regierung angeordnet worden und dieser Auftrag landete fast immer bei örtlichen Lehrern. Das Dorfbuch -heute noch antiquarisch bei wenigen Leuten vorhanden- galt bei den Spruchkammerbehörden als "Agitationsmachwerk". Zum anderen schrieb in Fortentwicklung dessen das Jubiläumsbuch „750 Jahre Ziegelhausen“ (1970). In beiden Büchern beschrieb er detailliert die örtlichen Gegebenheiten, ein hohes Verdienst, das ihm 1970 die Ehrenbürgerwürde und 974 die Umbenennung der Goethestraße auf seinen Namen einbrachte.

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Gedenktafel an der Neckarschule

Diesem Buch galt nach seiner Pensionierung 1964 seine ganze Aufmerksamkeit. Noch vor der Eingemeindung von Ziegelhausen nach Heidelberg starb Reinhard Hoppe im Januar 1974.

Weitere Veröffentlichungen s.u.

Aber Reinhard Hoppe war zu sehr von seiner Vergangenheit geprägt und schaffte den Sprung zu einem vollständigen demokratischen Verständnis nicht.
Ein Beispiel aus seinem Buch „750 Jahre Ziegelhausen“ (1970)

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[Im Jahr 1849 gaben sich die Offenburg und Karlsruhe tagenden Volksversammlungen und -stände eine neue neue, demokratisch-republikanische Staatsform in Baden. Grund genug für die Familie des Großherzogs zu flüchten. Prinz Friedrich flüchtete ins staatliche Forsthaus nach Ziegelhausen und versteckte sich dort, um sich dann vom Ziegelhäuser Martin Schmitt mit einem Nachen neckarabwärts nach Mannheim bringen zu lassen, um dort die preußische Invasionsarmee zu treffen. Friedrich war zum Landesverräter geworden.] 

Nicht so für Reinhard Hoppe. In seinem Jubiläumsbuch "750 Jahre Ziegelhausen" schrieb er vom "treuen und tapferen Fährmann", der seine Tat später auch vergoldet bekam. Gleichzeitig waren für ihn die Demokraten in Karlsruhe "Aufständische und Unruhestifter"

Dies schrieb er 1970 und bewies damit, dass er 25 Jahre Nachkriegszeit und Demokratisierung gedanklich nicht genutzt hat. Man bedenke, dass ein Jahr zuvor Willy Brandt in Bonn mehr Demokratie wagen wollte und Bundespräsident Heinemann bei einem Ortstermin die Ereignisse von Rastatt 1849 als "Meilenstein in der deutschen Demokratie" adelte.

In besagtem Jubiläumsbuch blendete er die politischen Geschehnisse vor und in der Zeit des Nationalsozialismus komplett aus, beschrieb lediglich ein paar Kampfhandlungen vom März 1945. - Andere Ziegelhäuser Autoren wie der spätere Stadtteilvereinsarchivar Ernst Hug, beschäftigte sich im Gegensatz dazu sehr selbstkritisch und detailliert mit der eigenen und der Vergangenheit von Ziegelhausen.

Reinhard Hoppe gebührt das große Verdienst, seine Wohngemeinde Ziegelhausen in mit großem Detailreichtum beschrieben zu haben mehr als irgendjemand vor oder nach ihm. Dafür wurde er 1970 zum Ehrenbürger und 1974  die Goethestraße zur Reinhard - Hoppe - Straße.

Gesellschaftlich unf besonders politisch konnte er sich aber nie der Sichtweisen entledigen, die er "Kaiserzeit" und "Führerstaat" angenommen hatte.

Bericht der Kommission zur Straßenbenennung in Heidelberg

Auf Ziegelhäuser Gemarkung fand die Kommission 2 Straßenbenennungen, die ihr fragwürdig erscheinen. Sie empfiehlt dem Gemeinderat ein kritisches Überdenken bzw. eine Neubenennung der beiden Straßen:

Reinhard - Hoppe - Straße und

Rudolph - Stratz - Weg

Beide waren in der Zeit des Nationalsozialismus in Partei, NS - Verbände verstrickt und belasteten sich aus der Nachkriegssicht durch eigene Veröffentlichungen und Aussagen.

Zu den entsprechenden Seiten des Berichts vom Mai 2023

Über Reinhard Hoppe liest man auf Seite 96,

über Rudolph Stratz auf Seite 104

Nur die Seiten über Reinhard und Rudolph Stratz

 

 

Veröffentlichungen – zusammengestellt vom Geschichtsverein Heidelberg.

Reinhard Hoppe, Das Wäschereidorf Ziegelhausen, in: Hermann Eris Busse (Hg.), Heidelberg und das Neckartal. Badische Heimat, Zeitschrift für Volkskunde, Heimat-, Natur- und Denkmalschutz, 26. Jg., Jahresband 1939, Freiburg 1939, S. 410-416

Reinhard Hoppe, Die Naturschutzgebiete von Ziegelhausen, in: Heidelberger Neueste Nachrichten, Nr. 175, 29. Juli 1938, S. 5

Reinhard Hoppe, Dorfbuch der Gemeinde Ziegelhausen mit Ortsteil Peterstal. Heidelberg 1940 [B5288 6/15][Historisches Seminar: B 674 l]

Reinhard Hoppe, Heimat um Heidelberg. Ein Heimatlesebuch. Karlsruhe 1950 [Historisches Seminar: B 86 d/9]

Reinhard Hoppe, Vor den Mauern der Stadt. Aus Geschichte und Gegenwart des Stadtteils Heidelberg-Schlierbach. Heidelberg 1951, 21984 [Historisches Seminar: B 86 d/14] [Dek Hopp] [Universitätsbibliothek Heidelberg: 84A2469]

Reinhard Hoppe, Die Flurnamen von Ziegelhausen. Heidelberg 1956

Reinhard Hoppe, Sagen vom Rhein zum Main. Bühl 1963

Reinhard Hoppe, Krieg, Nachkriegszeit und neuer Beginn in Ziegelhausen. Edingen 1967 [Stb]

Reinhard Hoppe, 750 Jahre Ziegelhausen 1220-1970. Heidelberg o. J. [1970]

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