Geschichten und Erläuterungen
zu Ziegelhäuser Fluren
Geigersheide
Dieses Wald- und Waldlichtungsquartier ist eines der höchst gelegenen auf Ziegelhäuser Gemarkung. Der europäische Fernwanderweg "N" zieht hindurch. In Nähe zum Parkplatz "Langer Kirschbaum" erreicht man zudem "Holzapfelbaum", "Prinzensitz" und "Sitzbuche". (Schöner Rundweg). Zudem zieht sich die "Geigersheide" hinunter ins "Schweizer Tal". Die "Geigersheide" befindet sich etwa in der Mitte einer Fahrradtour in Heidelberg beginnend zum "Weißen Stein" über die "Geigersheide" nach Neckarsteinach, Kleingemünd oder auch Ziegelhausen-Bärenbach.
Die Grillhütte "Geigersheide" liegt schon ein paar Meter auf Wilhelmsfelder Gemarkung.
Der Kreuzgrund
Unterhalb des Dossenheimer Kopfs und des Bergrückens, der sich vom Heiligenberg dorthin zieht und des Apfelskopfgebietes liegt im Tal Quelle und Anfangsverlauf des Steinbachs. Im heißen Sommer suchen Spaziergänger dort Schatten und Kühle oder wandern bergan zum Weißen Stein. Im Tal hat der Motorsportclub sein Domizil, etwas aufwärts nennen die Naturfreunde Heidelberg eine Hütte ihr eigen. in der "Mythologie" Ziegelhausens ist der Kreuzgrund der nächtliche Versammlungsort der Fabelwesen, genannt "Elwetritsche".
Der Tanzplatz
Vom Münchel kommend erreicht man über den Sandweg den Tanzplatz (363 m). In weitere 4 Richtungen verteilt der Platz sternförmig die Wege nach Ziegelhausen und Peterstal. Wie alle "Tanzplätze" im deutschen Mittelalter wähnten angstvolle Geister hier oben den Treffpunkt von Hexen, die mit ihresgleichen und entsprechenden Besen nächtens tanzten. Nichtsdestoweniger machte es später die Bevölkerung den Zaubererinnen nach. Ebenso wie das Münchel war dieser Platz wichtige Zwischenetappe des Fußweges von Schönau zum Neckartal.
Der Büchsenacker
Das Mittelgebirge wird zum Neckar hin unterbrochen. Das Köpfel geht über in eine Kuppe, die bis zum Neckar reicht und östlich und westlich stark abfällt. Der Büchsenacker wird überragt vom Konigstuhl auf der südlichen Neckarseite. Seine Namensgebung bezieht man auf den Fakt, dass pfälzisch-kurfürstliche Truppen hier oben das Schießen mit ihren Büchsen übten. Lange Jahrzehnte wurde der Büchsenacker landwirtschaftlich genutzt. Heute bestimmen Wiesen, Weiden und der neue Friedhof das Bild.
Hahnberg
Der Hahnberg ist in Ziegelhausen beides : Ein Wohngebiet und oberhalb davon das gleichnamige steile Waldgebiet. Die Geschichte berichtet bei der Namensgebung von "Hünenberg", dies legt nahe, dass Menschen schön sehr sehr früh den Abhang von 450 m auf 120 m so oder ähnlich genannt haben. Im Hahnberghang befindet sich das "Meuter's Loch" , eine Sandsteinfelsformation und -höhle, die eine Familie Meuter eine Zeitlang bewohnt haben soll, um sich zu verbergen. Im Osten fällt der Hahnberg in das Bärenbachtal, im Süden zum Neckar, im Westen und Norden schließen sich angrenzende Waldfluren wie Moselbrunn oder Tanzplatz an.
Moselbrunnen
Die Moselbrunnenquelle im Klingenweg am Waldrand erzeugt einen Bach, der heute vollständig verdohlt in den Steinbach fließt. Noch vor 60 Jahren waren am offenen Bachlauf Forellenteiche zu finden. Das Areal "Moselgrund" - ein ehemaliges Wiesengelände - wurde vollständig fast bis zum Waldrand verbaut. Der "Moselbrunnenweg", der am Dorfbrunnen beginnt, gehört zu den längsten Straßen in Ziegelhausen, nicht zu verwechseln mit dem "Moselbrunnweg" im Waldareal, der noch länger ist.
Bächenbuckel
Der Plural erklärt den Namen: Zwischen 2 Bachläufen erhebt sich der Bächenbuckel, zwischen dem Moselbrunnbach und dem u.a. vom Hirtenbrunnen gespeisten Bach durch das Pfercheltal. Es gibt auf dem Bächenbuckel nur den befahrbaren "Hirtenbrunnenweg" neben fast vergessenen Fußwegen. Früher teilweise intensiv genutztes landwirtschaftliches Gebiet sieht man heute Gartenlandschaft und Nutzung durch schottische Hochland-Rinder und südamerikanischen Alkapas. Die sollen die zahlreichen Wildschweine vertreiben.
Das Pferchel
Hierher trieben die Bauern ihr Vieh zur Weide, in "eingepferchte" Wiesenstücke. Die Häuserbebauung begann erst um 1970. Das Pferchel ist heute Startpunkt für Wanderungen durch den Ziegelhäuser Wald. Attraktion ist aber auch die große städtische Grillhütte. Früher -als Urlaubsreisen für die meisten Ziegelhäuser noch fremd waren- sagte man den Nachbarn, dass man den Urkaub dieses Jahr in "Pferchelsgaden" verbrächte.
Der Schleifengrund
Vielen Ziegelhäusern ist entweder in eigener Erinnerung oder durch Erzählungen oder Lektüre bekannt, dass der Wald eine entscheidende Überlebensrolle spielte. In erster Linie Brennholz, das aus dem Wald geschleift wurde. Noch heute sind diese wannenförmigen Schleifstrecken zu sehen, aber auch Bauholz für Zimmerleute und Schreiner, Laub für das Vieh im Winter, Beeren usw. Man hat das Stammholz bis zum Waldrand geschleift und dann dort auf Fuhrwerke verladen.
"Die" Steinbach
Mundartlich "Stoabach" oder "Stoobach", nicht der Steinbach, der unsichtbar verdohlt durchs Tal fließt, gemeint ist das anliegende Wohngebiet vom "Steinbacher Tal" bis zum Zusammenfließen des Steinbaches aus dem Kreuzgrund und des Peterstaler Baches bei der ehemaligen "Grenze". Hinzugefügt sei noch die Bebauung um die Rainwege, der Sitzbuchweg, der Mühlweg zum Kerngebiet von Peterstaler Straße, Mühldamm, Fürstendamm. "Ich wuun in der Stoabach", bedeutet nicht, dass man froschartig im Wasser lebt, sondern dass sich der Wohnsitz in einem der Häuser dieses Areals befindet.
Ziegelhausen als Asylort?!
Verwunschenes Tal unterhalb des Langen Kirschbaums. In dieses flüchteten Bauern aus Dossenheim, als französisches Militär die auf dem Präsentierteller liegenden Bergstraßendörfer plünderten und verwüsteten. Über den Weißen Stein und den heute so genannten Dossenheimer Kopf - mit 539 m die höchste Erhebung in Ziegelhausen - Peterstal - zogen die Flüchtlinge mit Sack und Pack, Klein- und Großvieh in das Tal und ließen sich dort teilweise nieder mit der Folge, dass das Siedlungsgebiet zum "Dossenheimer Tal" wurde. Aber der gegenüberliegende Hang an der Ostseite besann sich auf seine landschaftliche Nähe zur Schweiz und die "schweizerischen" Methoden in der Milchwirtschaft. Kurzum wurde daraus "Schweizer Tal"
Mausbach
Der Mausbach war immer die Hauptwasserleitung zum Kloster und füllte die klostereigenen Fischteiche und drehte zu guter Letzt noch die Schaufelräder der "Stiftsmühle". Allerdings hat sich die Gemeinde Ziegelhausen schon früh in Form der Nutzung der Brunnenstube Mausbachtal ihren Teil geholt. Unterhalb der Mausbachwiese würde früher sogar Erz geschürft, die Reste des kleinen Bergwerks zeugen davon.
Jesuitenweg und Sengesselloch
Die Namen der beiden Gewanne sind fast selbst erklärend. Während sich die Brüder im Geiste des Ignatius von Loyola auf diesen Waldwegen von einem Ort zum anderen bewegten - sie waren im 18 ten Jahrhundert die Besitzer des Stift Neuburg - , sorgte das feuchte Kleinklima oberhalb des Kreuzgrundes für das Wachstum der gemeinen Brennessel - mundartlich Sengessel.
Neckarhelle
Hier wohnten und wohnen die stressgeplagten Süddörfler. Jahrzehnte lang brummte der Neckartalverkehr sowie der nach Wilhemsfeld durch die "Neckarhelle". Ab 1980 machte man dem ein Ende: Die Umgehung nahm den Verkehr raus, dafür war das schöne Neckarvorland futsch. Heute befährt nur die Buslinie 34 die Neckarhelle und nutzt die Straße wie PKW's und Fahrradfahrer auch als Teststrecke für Stoßdämpfer.
Der Lärchengarten
Der beschauliche Ort besteht aus einem Platz im Wald zwischen Ziegelhausen und Schönau, Neckargemünd und Neckarsteinach mit 5 sternförmig abgehenden Waldstraßen. Die Lärchengartenhütte bildet die Grenze zwischen Ziegelhäuser und Schönauer Gemarkung. Sie gehört gerade noch zu Heidelberg-Ziegelhausen. Der Name ist selbsterklärend. Traurige Erlebnisse hatten im Jahr 1944 französische Zwangsarbeiter, die in Eiseskälte dort übernachtend, Waldarbeit leisten mussten.
Das Köpfel
Eigentlich heißt es "Büchsenackerköpflein", also der kleine Kopf über der Büchsenackerkuppe. Die Karlshütte (320m) ist Wegekreuzpunkt auf dem Köfel. Von hier geht es weiter zur Hochstraße, zum Weißen Stein, nach Heidelberg oder zum Kreuzgrund.
Noch vor 50 Jahren beackerten Landwirte und Halblandwirte das Gelände. Nebenan begann man, die Müllkloake Ziegelhausens zu schließen. Nach der Eingemeindung 1975 sah sich die Stadt Heidelberg in der Pflicht, ihre Zusagen einzulösen. In den folgenden Jahren entstanden das Hallenbad Köpfel, das Tenniszentrum, die Köpfel-Sporthalle, das Hotel und umliegende Parkplätze. Die "Köpfel-Kicker" bekamen endlich eine zeitgemäße Fußballarena.
Ochsenlager
Auch hier Wahrheit und Mythos. Die Wahrheit dürfte wohl der Vorstellung entsprechen, dass auf der halbwegs ebenen Fläche zwischen Münchel und Lärchengarten ein Platz für Ochsen entstand, die dort eher lagen als weideten.
Der Mythos hingegen beschreibt das Lager als den Platz, an dem Ochsen zum Stillstand kamen, an die der Ritter Bligger von Steinach seine Ehefrau und deren Liebhaber anband und die Tiere mit Peitschen fortjagte, eine längere Strecke bergauf, wenn's wahr ist. Bligger war gerade vom Kreuzzug heimgekehrt und musste den Ehebruch hautnah erleben.
Kirchenberg Schimmel Suhl
Diese drei Flure sind Hauptgebiete des Ziegelhäuser Waldes. Sie reichen vom bewohnten Waldrand über dem Steinbachgebiet bis hoch über Münchel und Sitzbuche. "Suhl" ist abzuleiten vom Gebaren der vielen Schwarzkittel im Wald. Der "Schimmel" und die "Schimmelsteig" sind zurückzuführen auf Förster Bronn, der auf einem Schimmel dienstlich unterwegs war, Hier haben die Ziegelhäuser früher Brennholz gesammelt und - die Frauen - mit einem Kopfring ins Tal getragen. Hier waren und sind die ergiebigen Sammelgründe für Heidelbeeren und Pilze.
Ortsetter
"Ortsetter" ist eine alte Bezeichnung für das ursprüngliche Zentrum eines Dorfes. Meist wurde das Dorf hier gegründet und wuchs von hier aus nach außen. Oft waren die Ortsetter auch mit einer Art Zaun oder Heckenmauer versehen.
Erste nachweisliche Gründungen in mittelalterlicher Zeit finden sich am Haarlaß und natürlich im Gebiet der beiden ehelmaligen Kirchen, wo Schönauer Mönche das "Ziegelhaus" errichteten. Von hier aus ging es neckaraufwärts nach Kleingemünd, -abwärts nach Neuenheim und hier liefen und laufen die drei Bergwege "Schönauer Straße", "Brechhohl" und "Friedhofweg" zusammen. Der Ortsetter umfasst zudem noch die Brahmsstraße, den "Spelzenacker" zum Steinbach hin, den unteren Teil der Peterstaler Straße, den oberen der Neckarhelle.
Glashütte
Im heutigen Peterstal gab es im Lauf der Zeit 3 Schmelzöfen bzw. Glashütten. Der Flurname bezieht sich auf die letzte des Johann Peter Wenzel im 18 ten Jahrhundert. Die kurfürstliche Obrigkeit gestand Wenzel ein großes Bewirtschaftungsgebiet zu, das er und seine Leute zur Glasschmelzerei, zum Holzhandel und zu geringem Teil zu landwirtschaftlichen Zwecken nutzte, Dieses Bewirtschaftungsgebiet entspricht in großen Teilen der Flur "Glashütte". Nebenbei - Es entwickelte sich dort eine Bergvolkgemeinde, die selbst im nahen Heidelberg kaum bekannt war und gar eigene Strukturen schuf. "Petersthal vulgo Glashuett" - Peterstal gebräuchlich Glashütte. Selbst in der jüngsten Vergangenheit wurde Peterstal von vielen mit "Glashütte" gleichgesetzt und sprachlich so gebraucht.
Apfelskopf
Der Apfelskopf erstreckt sich vom Hauptkamm (Dossenheimer Kopf) nach Süden. An seinen Seiten entwickeln sich Steinbach und Peterstaler Bach. Die geologische Besonderheit, dass neben dem in Ziegelhausen allgegenwärtigen Buntsandstein hier Porphyr vorhanden war, ließ hier einen Porphyr - Steinbruch entstehen, ähnlich wie an den Hängen der Bergstraße. Dennoch wurde die Hochfläche des Apfelskopfes für Vieh- und Landwirtschaft genutzt. Nicht nur der Porphyr streckt seine Hand nach Ziegelhausen aus. Der nördliche Teil des Apfelskopfes gehört zur Zunge des "Weißen Stein", also zu Dossenheim.
"Die" Bärenbach
Der Flurname ist identisch mit dem Namen des Baches - vom Artikelgeschlecht abgesehen- , der von den Münchelhöhen wasserreich hier in den Neckar fließt. Selbstverständlich, dass dies von Mühlen genutzt wurde. Die "Bärenbach" war eigentlich lange Zeit - von der Ziegelei im Ortsetter abgeshen - die einzige Andeutung eines Ziegelhäuser Industriegebietes. Bis 1930 war hier eine Gelatinefabrik ansässig, danach die Schokoladenfabrik und ein Fallschirmhersteller, bis das ganze Areal zu Wohngebäuden umgebaut wurde samt einem Einkaufsmarkt in neuerer Zeit.
Breitried Lammerskopf
Dieser östlichste Teil Ziegelhausen, südlich vom Lärchengarten gelegen, ist weniger bekannt, wohl weil er "über dem Bärenbach" liegt. Landschaftlich ist Breitried und Lammerskopf eine der schönsten Fluren in Ziegelhausen. Der Lammerskopf ist mit 470 m die höchste Erhebung in Ziegelhausen. Die Neckarblickhütte hat schon Heerscharen von Fotografen gesehen. Übrigens - zur S-Bahn, Haltestelle Orthopädische Klinik, ist es nicht weit.
Bingheimer Loch
"Binge" bezeichnet im Althochdeutschen eine "Loch", "Vertiefung", die z.B. durch Bergbau entstanden sein könnte. "Haim" oder "Heim" meint Wohnung, Aufenthaltsort - also könnte vielleicht ein Ort gemeint sein, der lochartig ausgeformt war. Diese Waldflur befindet sich zwischen Bärenbachtal und Lärchengarten.
Kuhriegel
Betrachtet man sich Ziegelhausen von oben und stellt sich vor, es gäbe noch Viehwirtschaft hier (der Großvater des Autors war übrigens der letzte Landwirt, der 1967 sein letztes Vieh verkauft hat), so sieht man Platzprobleme, wo man denn das Vieh weiden lassen könnte. "Pferchel" ist eine Lösung, das große Waldgebiet über dem Büchsenacker eine andere. "Kuhriegel" ist eine frühere Kuhweide.
Kuhriegel
Es gibt in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz den Flurnamen "Kuhriegel" in großer Zahl. Es ist ein (gemeindeeigenes) Gebiet gemeint, wo das Vieh weidete, lagerte, ruhte. Riegel stammt von "Rügel" und das steht für "ruhen" , "liegen". Zwischen Köpfel und Mausbach gibt es den unteren und den oberen Kuhriegel.